…Und mit dem Auftritt von Donka Angatcheva folgte gleich die nächste Überraschung: Die faszinierende Begegnung mit einer grossen Pianistin.Klar und transparent, poetisch, mit feinsten dynamischen Nuancen – ohne je ins Sentimentale abzugleiten – und doch auch wieder energisch zupackend gestaltete sie das zauberhafte Nocturne Nr. 7 cis-Moll von Frédéric Chopin. Welch prächtige musikalische Visitenkarte der bezaubernden
Künstlerin! Durchdrungen von hinreissenderMusizierfreude präsentierte darauf
das Trio d’Ante Vienna – zur Pianistin hatten sich noch Valya Dervenska
(Violine) und Teodora Miteva (Violoncello) gesellt – die Ungarische Rhapsodie
Nr. 8 von Franz Liszt. Virtuos lebendig, ausgestattet mit vielen Klangfarben und überschäumend temperamentvoll im zweiten Teil mit seinen Cárdás-Anklängen. Besinnlicher, emotional berührend darauf das Trio Élégiaque Nr. 1 g-Moll (1892), ein Jugendwerk von
Sergei Rachmaninow, das mit schwärmerischen Dialogen der beiden Streichinstrumente, aber auch mit eruptiven Ausbrüchen von grosser Dramatik überraschte. Eine Generation später schrieb Dimitri Schostakowitsch das Trio Nr. 1 c-Moll op. 8. Eine eindrückliche Komposition, mit zärtlichen, lyrischen Teilen – berückende Cellokantilenen ausgekostet
von Teodora Miteva –, aber auch mit von Leidenschaft durchdrungenen rhythmischen Passagen, die sich bis hin zum grandios gesteigerten Schluss des einsätzigen Werkes in
spannendem Wechsel folgten. Eher wieder schwerblütig darauf die klagenden Zwiegesänge in «Tristia – La vallée d’Obermann» aus «Années de pèlerinage» von Franz Liszt. Ursprünglich als Erinnerung an seine Pilgerjahre 1835/36 – an der Seite mit seiner Geliebten Marie d’Agoult – für Klavier solo gedacht, schrieb Liszt fast ein halbes Jahrhundert später eine
spannende, farbenreiche Fassung für Klaviertrio. Dicht im Klang und perfekt im Zusammenspiel gelang dem Trio d’Ante Vienna eine eindringliche Interpretation des Werkes, wobei ganz besonders eine wunderschön gestaltete Überleitung der Geigerin in Erinnerung bleibt. Zu einem wahren Wechselbad an Stimmungen – und zum eindrücklichen Höhepunkt des Abends – wurden «Las Cuatro Estaciones Porteñas» – eine Tangoversion der vier Jahreszeiten – von Ástor Piazzolla in einer faszinierenden Bearbeitung für Klaviertrio von Jose Bragato. Musik voll leidenschaftlicher Intensität und tiefer Emotionen; mit verhaltenen, zauberhaften Pianissimoklängen – reich an köstlichsten Klangfarben – in oft überraschendem Wechsel mit elementaren Tangorhythmen. Zu Herzen gehend, mit leuchtenden, kristallenen «Bach»-Klängen ausklingend «Invierno porteño». Welch eindrücklicher Schluss eines an Überraschungen so reichen Konzertabends. Den begeisterten Beifall und die Blumen
verdankten die sympathischen Künstlerinnen mit dem Tango «La muerte del Angel» von Piazzolla, und mit dem unsterblichen Liebestraum Nr. 3 – der wohl bekanntesten Komposition
von Franz Liszt – verabschiedete sich das Trio d’Ante Vienna vom Oltner Publikum, für das die Begegnung mit den drei Musikerinnen zum überraschenden, beglückenden
Erlebnis geworden war. Noch einmal warteten Valya und Teodora mit herrlichsten Kantilenen auf und nochmals durften die Zuhörer den farbenprächtigen Klaviertönen von Donka lauschen.
Das Trio D´Ante hat einen hohen professionellen Anspruch, den es zu Recht bereits in zahlreichen Konzertauftritten umgesetzt hat.
– Kurt Heckendorn, Olten, 2. Februar 2012